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Schlingensief in Timbuktu. Operndorf Afrika präsentiert Festival au Désert

Mit Orchestre Amanar de Kidal, Khaïra Arby, Nneka, Kante. DJ: Awesome Tapes from Africa

Das Festival au Désert ist ein jährliches Musik-Festival, das seit 2001 im Norden Malis stattfindet. Es präsentiert die Musik der Tuareg und der Malier, genauso wie Künstler aus den Nachbarstaaten und internationale Gäste. Das Festival hat sich zu einem der größten in Afrika entwickelt: Inmitten der Sahara kommen während der Festivaltage Musiker und andere Künstler, Nomaden, Mäzene und Händler mit Besuchern und Touristen zusammen. 2013 bekam das Festival für die Verdienste um die Freiheit der Musik den „Freemuse Award“ verliehen. Mitbegründer und Festivalleiter Manny Ansar hat den Preis in Genf entgegengenommen.

Nach den politischen und militärischen Auseinandersetzungen in Nord-Mali rückte das Festival in den vergangenen Jahren immer näher an die vermeintlich sicherere Stadt Timbuktu heran. Die 13. Auflage des Festivals wurde, wiederum aus Sicherheitsgründen, nun nach Burkina Faso verlegt – in Christoph Schlingensiefs Operndorf, nahe der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou. Flankiert wird das Festival, das Ende Januar 2014 stattfindet, durch eine dreitägige Veranstaltung in Berlin, deren Hauptprogrammpunkt ein gemeinsames Konzert afrikanischer und europäischer Künstler in der Volksbühne ist.

Die Band Amanar und die Sängerin Khaïra Arby sind als Malier direkt von der Situation in ihrem Heimatland betroffen. Die Mitglieder Amanars mussten aus ihrer in Nord-Mali gelegenen Heimatstadt Kidal fliehen und leben nun im ruhigeren Süden des Landes oder in Algerien. In Kidal gehören Amanar, die in der Volksbühne als Orchestre Amanar de Kidal auftreten, zu einer Reihe von Bands, die „Desert Blues“ spielen, eine Musikrichtung, die aus der traditionellen malischen Musik, die wesentlich auf der „Tuareg Guitar“ basiert, und modernen Einflüssen erwachsen ist.

Khaïra Arby wird nicht ganz zu Unrecht als die „Queen of Desert Blues“ bezeichnet. Sie gehört zweifelsfrei zu den bekanntesten Stimmen ihres Landes. Zum Instrumentarium ihrer Band gehören neben Gitarre, Schlagzeug und Bass traditionelle Malische Instrumente wie die Gitarren-ähnliche Ngoni, die Calabash – ein aus dem Flaschenkürbis („Calabash“) hergestelltes Schlag-Instrument – oder eine traditionelle Violinen-Art. Inhaltlich treten sowohl Amanar als auch Arby für ein geeintes, ethnisch vielfältiges Mali ein, das dem offenen Geist eines Landes mit wichtigen Handelswegen entspricht. So gilt gerade die Musik-Szene der Oasenstadt Timbuktu als experimentierfreudig und avantgardistisch. Die Stadt gilt als Zentrum des Transsaharahandels und liegt in unmittelbarer Nähe des nördlichsten Punktes im Flusslauf des für die Region eminent wichtigen Nigers.

Die in Hamburg lebende Hip Hop- und Soul-Sängerin Nneka, Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers, repräsentiert die – nennen wir es etwas ungelenk – „westliche“ Popmusik mit deutlichen, in ihrem Fall besonders wahrnehmbaren Wurzeln im Afrikanischen: 2013 spielte sie auf dem New Yorker „Africa Now!“-Festival, zuvor lud sie das Goethe-Institut bereits zu Auftritten in Kenia, Tansania, Ruanda und Uganda ein. Nneka lebte zudem bis zu ihrem 18. Lebensjahr in Nigeria – mit ihr spielt eine Künstlerin mit besonderer Sensibilität für Stimmungen und Probleme Afrikas bei diesem „Festival en Exil“.

Komplettiert wird das Line-Up von Kante. Die Band um Peter Thiessen ist mittlerweile nicht nur feste Größe in der deutschen Musiklandschaft – durch ihre Kooperationen mit der Regisseurin Friederike Heller sind sie auch aus dem deutschsprachigen Theaterbetrieb nicht mehr wegzudenken. Am Wiener Burgtheater, in Frankfurt, Dresden und Berlin waren sie bereits integraler Bestandteil von Theater-Inszenierungen. Sonst waren Kante nur noch selten auf der Bühne zu erleben. Nun haben sie es im vergangenen August endlich wieder einmal ins Tonstudio geschafft, wo sie sich improvisatorisch mit Modularsystemen und African Percussion auseinandergesetzt haben. Nicht zuletzt der Sound von Touareg-Bands wie Tinariwen war hierfür eine wichtige Inspirationsquelle. Doch auch darüberhinaus waren afrikanische und afroamerikanische Musik schon immer ein starker Bezugspunkt in der Musik von Kante. Am 10. Januar werden sie dies, unterstützt von zwei Bläsern und im passenden Rahmen der Veranstaltung, mit bekannten und ganz neuen Stücken, einmal mehr unter Beweis stellen.

Fr 10.01. 20:00 Großes Haus, Volksbühne
mit Orchestre Amanar de Kidal, Khaïra Arby, Nneka, Kante

Tickets: https://ticket.volksbuehne-berlin.de

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Festival au Désert im Exil

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